Ein Bericht von Lotta Ulrich

Eine aufgelöste Versammlung am Kanonsberg mit Vertreter*innen der Identitären Bewegung. © Lotta Ulrich/ Ruben Dörfler

Auch am Montag, dem 24.01. kam es in Rostock zu zahlreichen Aufläufen von Querdenkern. Die Stadt hatte der Querdenken-Bewegung zuvor lediglich eine stationäre Kundgebung auf der Haedge-Halbinsel genehmigt. Bevor diese losgehen konnte wurde die Versammlung von dem Versammlungsleiter Jens Kaufmann für beendet erklärt. Die öffentlichen Telegram Chats hatten dieses Vorgehen bereits vermuten lassen. Daraufhin wurden die Teilnehmenden gebeten die Versammlungsfläche zu verlassen. Dies führte dazu, dass sich überall in der Innenstadt Kleingruppen zusammenfanden. Am Kanonsberg hatte sich gegen 17:40 eine Gruppe von Mitgliedern der Identitären Bewegung zusammengefunden, die ebenfalls in die Rostocker Innenstadt zog. Es kam zu mehreren spontanen Demonstrationen. Das Geschehen konnte durch die Polizei nicht kontrolliert werden.  Um 17:45 kam es am Universitätsplatz zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Dabei wurde Pyrotechnik geworfen und Pfefferspray kam zum Einsatz. 

Polizeischutz des Neuen Marktes © Lotta Ulrich/ Ruben Dörfler

Danach verteilten sich die teilweise vermummten Gruppen über die gesamte Innenstadt, in die Altstadt und das Bahnhofsviertel. Es gab Durchbruchversuche zu der Gegendemonstration am Neuen Markt. Auch die KTV blieb nicht verschont. Insgesamt blieb die Lage den gesamten Abend über unübersichtlich. Um 18:48 lieferten sich junge Querdenker eine Verfolgungsjagd mit der Polizei an der Ostsee-Sparkasse. Einige wurden festgehalten, aber ein Großteil der Demonstrant*innen konnte über die Wallanlagen verschwinden. 

Spontane Demonstration in der Kröpeliner Straße © Lotta Ulrich/ Ruben Dörfler

Die Berichterstattung aus der Kröpeliner Straße konnte nicht ungestört erfolgen. So kam es zu einem versuchten Angriff auf Pressevertreter:innen, die sich zurückziehen mussten. Kurz darauf wurden Mitglieder des ehemaligen Aktionsblogs/ Nordische Wut in der Innenstadt gesichtet. Unter anderem Ivo Studzinski, Jan Simon Heinelt und Oliver Fischer. 

Ein größerer Aufzug schaffte es um ca. 19:20 in die KTV und zog die Wismarsche Straße hoch. Am Brink gab es eine weitere Festnahme. Insgesamt wurden an diesem Abend sechs Polizist*innen verletzt. Gegen den Versammlungsleiter Jens Kaufmann wurde im Laufe des Abends ein Platzverweis ausgesprochen. Insgesamt waren 800 Einsatzkräfte aus Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein, sowie der Bundespolizei vor Ort. 

Banner am Kanonsberg © Lotta Ulrich/ Ruben Dörfler

Zeitgleich fand am Neuen Markt eine Gegenkundgebung statt, an der ca. 250 Demonstrant*innen teilnahmen. Im Vorfeld der Kundgebung am Stadthafen wurde aus Protest ein Banner mit der Aufschrift „Unite behind the science“ am Kanonsberg angebracht. 

Gegendemonstration am Neuen Markt von HRO Nazifrei © Lotta Ulrich/ Ruben Dörfler

Es bleibt fraglich wie die Stadt Rostock in Zukunft mit den Protesten der Querdenker umgehen wird. Insgesamt war die Situation am 24.01. extrem unübersichtlich und teilweise gefährlich für Beobachter*innen des Demonstrationsgeschehens und Vertreter*innen der Presse.