Am heutigen Nachmittag fand in Rostock eine Fahrraddemo zum 5-jährigen Jubiläum der Hilfsorganisation „Rostock Hilft“ statt. Diese entstand im Jahr 2015, im von ihnen so genannten „Summer of Solidarity“.

Als die Stadt immer mehr überfordert war mit den in Rostock ankommenden Geflüchteten nahmen es die Leute selbst in die Hand. Sie holten die Menschen am Bahnhof ab, gaben ihnen eine Unterkunft, Essen und Kleidung. Die meisten der Geflüchteten reisten anschließend weiter nach Schweden, sodass die freiwilligen Helfer:innen  auch diese Route noch mit begleiteten.

„Anfeindungen von rechts gab es, jedoch viel mehr respektvolle Passant:innen, die uns sogar Verpflegung für die Geflüchteten gaben oder aktiv mithalfen!“

 

Insgesamt wurde in gut drei Monaten ca. 32.000 Menschen durch Rostocker Helfer:innen der Weg in ein sicheres zu Hause menschenwürdiger gestaltet.

Heute, etwa fünf Jahre nach Beginn der Hilfsaktionen, fanden sich gut 50 Personen zusammen, um mit dem Rad noch einmal ein paar der wichtigsten Punkte ihrer Hilfsaktionen abzufahren.

Vom Hauptbahnhof ging es zum „JAZ“, einem Begegnungsort für alle mit alltäglichen Angeboten wie einer Fahrradwerkstatt oder einem Club, welcher maßgeblich an der Unterbringung vieler Menschen beteiligt war. Auch als die Stadt Rostock zu einem späteren Zeitpunkt mit der Unterbringung Geflüchteter überfordert war, konnten hier innerhalb von wenigen Stunden 550 Menschen unterkommen.
Die Stimmung auf der Zwischenkundgebung ist nostalgisch. Einige der vielen helfenden Hände haben sich hier versammelt. Auch ein Bilderalbum mit Bildern von damals wird übergeben.

Nach einer weiteren Kundgebung an einer Geflüchtetenunterkunft im Stadtteil Gehlsdorf wird der Weg zum Überseehafen fortgesetzt. Dort wird besonders an die derzeitig sich auf Lesvos befindenden Geflüchteten gedacht, die seit dem Feuer vor wenigen Tagen im völlig überfüllten überfüllten Camp Moria an der griechischen Außengrenze, obdachlos sind.
Die Stadt Rostock erklärte sich bereit 50 Geflüchtete aus dem Camp aufzunehmen. Das ist ca. ein Drittel der Menschen, die der deutsche Innenminister Seehofer überhaupt auf die deutschen Kommunen verteilen will.

„Auf Lesvos befinden sich derzeit 12.500 Menschen. Diesen hier wie damals unter die Arme zu greifen würde uns nicht einmal an die Grenzen unserer Kapazitäten bringen“,

 

so einer der damaligen Helfer:innen. Anschließend wird ein Transparent mit der Aufschrift „OPEN BORDERS SAVE LIFES“ ausgepackt und ein Soli-Foto gemacht.

Bevor es zum Abschluss in das von „Rostock Hilft“ mit aufgebaute „Newcomer Cafe

“ in der Rostocker KTV geht, wird noch einmal an die Lagerschwierigkeiten von Klamotten und Lebensmitteln an dem „Grünen Monster“, einem Gebäude der Universität, gedacht.
Ein langer Tag. Über 30 Kilometer Radfahrt. Eine ausgefallene Box. Jedoch viele glückliche Gesichter.

Das Netzwerk „Rostock Hilft“, welches erst 2016 zu einem e.V. wurde zeigt, wie zivilgesellschaftliche Solidarität funktionieren kann!

©Ruben Dörfler