25. Februar 2022 in Rostock/ Toitenwinkel
Lotta Ulrich und Ruben Dörfler   

Mehmet Turgut Quelle: https://pbs.twimg.com/media/CcDFiU9XIAAjLMm.jpg

Am 18.  Jahrestag der Ermordung von Mehmet Turgut durch den NSU fanden sich rund 200 Personen am Denkmal im Neudierkower Weg zusammen, um gemeinsam zu erinnern. Mehmet Turgut wurde im Alter von nur 25 Jahren erschossen, als er im Döner-Imbiss eines Freundes aushalf. Das Unterstützer:innennetzwerk, welches unter anderem bis nach Mecklenburg-Vorpommern reichte, ist bis heute nicht vollständig aufgedeckt worden. Am 17. Januar 2022 hatte der zweite NSU-Untersuchungsausschuss in Mecklenburg-Vorpommern seine Arbeit aufgenommen, mit dem Ziel „militant rechte und rechtsterroristische Strukturen“ aufzudecken.1 Bisher wurde den Forderungen der Angehörigen Mehmet Turguts nicht nachgegangen. So wird beispielsweise seit Jahren die Umbenennung des Neudierkower Wegs in Mehmet-Turgut-Weg gefordert. 

©Lotta Ulrich & Ruben Dörfler

Dieses Anliegen wurde immer wieder auch von den Redner:innen auf der Gedenkveranstaltung aufgegriffen. Die Veranstaltung begann ca. 16 Uhr mit einem Redebeitrag von Seyhmus Atay-Lichtermann, dem Vorsitzenden des Migrantenrates Rostock. Nachfolgend plädierte Regine Lück, die Bürgerschaftspräsidentin der Stadt: „Wir fordern in Gedenken an alle Opfer rassistischer Gewalt das Versprechen der lückenlosen Aufklärung einzuhalten!“ Dem fügte Jonas Dogesch hinzu: „Nutzen wir dieses Gedenkjahr, um uns […] unmissverständlich an die Seite der Opfer zu stellen, die damals wie heute meist unwürdig behandelt werden […]“. 

Der oben genannte Jonas Dogesch wurde in der Vergangenheit unter anderem aufgrund der Anmeldung der jährlichen Gedenkveranstaltungen an Mehmet Turgut vom Verfassungsschutz beobachtet. Erst vor wenigen Wochen entschied das Schweriner Verwaltungsgericht, dass die Datensammlung über ihn illegal war. Auch dieser Fall wirft  im größeren Kontext weitere Fragen über die Verstrickung des Verfassungsschutzes in den NSU-Komplex auf. 

©Lotta Ulrich & Ruben Dörfler

Neben den Redebeiträgen, welche die Kontinuität rechten Terrors in Deutschland deutlich machten, wurde die Gedenkveranstaltung von mehreren Musikeinlagen untermalt. Mit einer Verlesung der Namen von den Opfern des NSU und einer Schweigeminute wurde der offizielle Teil des Gedenkens beendet. Im Anschluss wurden Blumen am Denkmal niedergelegt. Gegen 17 Uhr endete die Veranstaltung, die gleichzeitig den Beginn des Gedenkjahres darstellte. 2022 jährt sich das Pogrom von Lichtenhagen zum 30. Mal. Aus diesem Anlass hat sich das Bündnis „Gedenken Lichtenhagen 1992.“ gegründet, welches das ganze Jahr über Veranstaltungen organisiert, um auf rechte Gewalt in und um Rostock aufmerksam zu machen. 

Die gesamte Bildergalerie des Tages ist zu finden unter: https://flic.kr/s/aHBqjzDFQM.

1 https://www.landtag-mv.de/landtag/ausschuesse/untersuchungsausschuss-nsu