Gegenprotest gegen AfD-Sommertour in Bad Doberan

©Ruben Dörfler

Die Landtagsfraktion der AfD Mecklenburg-Vorpommern ist derzeit auf sogenannter “Sommertour” mit Infoständen an unterschiedlichsten Orten MVs.
So auch am 19. Juli in der Mecklenburgischen Kleinstadt Bad Doberan. Von 12.00 bis 14.00 Uhr war hier ein Stand der rechten Partei angemeldet.

Während innerhalb der ersten halben Stunde nur wenig Interessierte am Stand anhalten, kommen mehrmals Menschen am Stand vorbei, welche den X verlautbaren, dass sie nichts von ihnen halten.

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Gegen 13.15 Uhr erscheint plötzlich eine spontane Gegendemonstration, mit einem Banner mit der Aufschrift “Schlagkräftig – Solidarisch – Rechte Strukturen aufmischen”.
Diese wird zunächst von der Polizei abgedrängt, um Abstand zwischen den Protestierenden und dem Infostand zu schaffen. Dabei schubsen die Beamten die Protestierenden aktiv vor sich her mit der Begründung, von links kämen regelmäßig gewaltvolle Übergriffe.

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Nach kurzen Verhandlungen darf der Protest bleiben. Einige Schaulustige, welche rund um den Marktplatz standen warfen Beleidigungen und Drohungen in Richtung der Protestierenden. Die AfD hingegen fing an, den Protest weitläufig abzulichten.

Gegen 13.00 Uhr wurde der Protest beendet. Der Protest verlief ohne weitere Zwischenfälle.

“Neue Stärke Partei” in Waren trifft auf Gegenprotest

In Waren (Müritz) versammelten sich heute gut 200 Personen, um gegen eine, im Vorhinein angekündigte Demonstration der „Neue Stärke Partei“ Mecklenburg-Vorpommern, zu demonstrieren. Diese war ursprünglich am Neuen Markt angekündigt worden, wofür es jedoch anscheinend keine Anmeldung gab.

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So versammelten sich ab 11 Uhr auf dem Neuen Markt in Waren gut 200 Personen, um unter dem Motto “#warenistbunt” für eine offene Gesellschaft und gegen Neonazis zu demonstrieren. Dabei kam es auch zur Abführung von 2 Neonazis durch die Polizei, welche an einer Seite der Versammlung provozierten.

Im Vorhinein kam es am Warener Bahnhof zu einer Auseinandersetzungen zwischen Antifaschist*innen und Neonazis der Mecklenburg-Vorpommern Ablegers der “Neue Stärke Partei”. Schnell trennten sich die beiden Gruppen jedoch, als ein Zivilbeamter seine Waffe zeigte.

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Die knapp 10 anwesenden Personen der “Neuen Stärke Partei” blieben danach am Bahnhofsvorplatz, an welchem gegen 13 Uhr eine Demonstration rund um Christian Worch stattfinden sollte. Der Veranstalter hatte sich im Vorhinein von der Partei und deren Mitgliedern abgegrenzt, was dazu führte, dass beide Gruppen jeweils am anderen Ende des Bahnhofsvorplatzes standen.
Die Gruppe um Worch bestand aus kaum mehr als 5 Personen.

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Kurz vor 13 Uhr bewegten sich plötzlich die Personen um NSP durch die Bahnhofsunterführung und versuchten in die Altstadt zu gelangen. Verfolgt von einer Polizeieinheit, trennten diese sich jedoch auch bald und gingen in den folgenden Minuten wieder zu ihrem Ausgangspunkt am Bahnhof zurück. Kurz nachdem sich die Personen trennten, kam es auch zu Anfeindungen und Beleidigungen gegenüber Pressevertreter*innen.

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Als die Personen um NSP wieder am Bahnhofsvorplatz eintrafen wurden diese zunächst von der Polizei am weiterlaufen gehindert, da vor ihnen nun ein Teil der Demonstration, die vorher am Neuen Markt war, stand. Nach wenigen Sekunden jedoch konnten die Personen die Polizeikette passieren und schubsten sofort eine Person weg, was andere Personen um NSP dazu ermutigte, dem nachzukommen.
So wurden die Personen vorerst festgesetzt, durchsucht und ihre Identitäten wurden festgestellt.

Daraufhin packten auch die Personen um Worch die Demonstrationsausrüstung wieder ein und verließen den Platz.

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Wenige Zeit später versammelten sich am Kreuzverkehr auf der Bahnhofstraße ca. 30 Personen, die mit einer Spontanversammlung zum Bahnhof ziehen wollten.
Nachdem die Polizei dies über mehrere Minuten geprüft hatte, konnte diese Gruppe nun auch die letzten 200 Meter bis zum Bahnhof laufen.

Zusammenfassend war der Tag für die Neonazis der “Neue Stärke Partei” in MV ein großer Misserfolg. Auch die Gruppe um Christian Worch konnte keinen Erfolg erzielen, da sie die von ihnen angemeldete Demonstration schon vor Beginn dieser abbrechen mussten.

„Europa ist immernoch eine Festung, das Mittelmeer ein Massengrab. Und Rostock?“ Raddemonstration „5 Jahre Rostock Hilft“

Am heutigen Nachmittag fand in Rostock eine Fahrraddemo zum 5-jährigen Jubiläum der Hilfsorganisation „Rostock Hilft“ statt. Diese entstand im Jahr 2015, im von ihnen so genannten „Summer of Solidarity“.

Als die Stadt immer mehr überfordert war mit den in Rostock ankommenden Geflüchteten nahmen es die Leute selbst in die Hand. Sie holten die Menschen am Bahnhof ab, gaben ihnen eine Unterkunft, Essen und Kleidung. Die meisten der Geflüchteten reisten anschließend weiter nach Schweden, sodass die freiwilligen Helfer:innen  auch diese Route noch mit begleiteten.

„Anfeindungen von rechts gab es, jedoch viel mehr respektvolle Passant:innen, die uns sogar Verpflegung für die Geflüchteten gaben oder aktiv mithalfen!“

 

Insgesamt wurde in gut drei Monaten ca. 32.000 Menschen durch Rostocker Helfer:innen der Weg in ein sicheres zu Hause menschenwürdiger gestaltet.

Heute, etwa fünf Jahre nach Beginn der Hilfsaktionen, fanden sich gut 50 Personen zusammen, um mit dem Rad noch einmal ein paar der wichtigsten Punkte ihrer Hilfsaktionen abzufahren.

Vom Hauptbahnhof ging es zum „JAZ“, einem Begegnungsort für alle mit alltäglichen Angeboten wie einer Fahrradwerkstatt oder einem Club, welcher maßgeblich an der Unterbringung vieler Menschen beteiligt war. Auch als die Stadt Rostock zu einem späteren Zeitpunkt mit der Unterbringung Geflüchteter überfordert war, konnten hier innerhalb von wenigen Stunden 550 Menschen unterkommen.
Die Stimmung auf der Zwischenkundgebung ist nostalgisch. Einige der vielen helfenden Hände haben sich hier versammelt. Auch ein Bilderalbum mit Bildern von damals wird übergeben.

Nach einer weiteren Kundgebung an einer Geflüchtetenunterkunft im Stadtteil Gehlsdorf wird der Weg zum Überseehafen fortgesetzt. Dort wird besonders an die derzeitig sich auf Lesvos befindenden Geflüchteten gedacht, die seit dem Feuer vor wenigen Tagen im völlig überfüllten überfüllten Camp Moria an der griechischen Außengrenze, obdachlos sind.
Die Stadt Rostock erklärte sich bereit 50 Geflüchtete aus dem Camp aufzunehmen. Das ist ca. ein Drittel der Menschen, die der deutsche Innenminister Seehofer überhaupt auf die deutschen Kommunen verteilen will.

„Auf Lesvos befinden sich derzeit 12.500 Menschen. Diesen hier wie damals unter die Arme zu greifen würde uns nicht einmal an die Grenzen unserer Kapazitäten bringen“,

 

so einer der damaligen Helfer:innen. Anschließend wird ein Transparent mit der Aufschrift „OPEN BORDERS SAVE LIFES“ ausgepackt und ein Soli-Foto gemacht.

Bevor es zum Abschluss in das von „Rostock Hilft“ mit aufgebaute „Newcomer Cafe

“ in der Rostocker KTV geht, wird noch einmal an die Lagerschwierigkeiten von Klamotten und Lebensmitteln an dem „Grünen Monster“, einem Gebäude der Universität, gedacht.
Ein langer Tag. Über 30 Kilometer Radfahrt. Eine ausgefallene Box. Jedoch viele glückliche Gesichter.

Das Netzwerk „Rostock Hilft“, welches erst 2016 zu einem e.V. wurde zeigt, wie zivilgesellschaftliche Solidarität funktionieren kann!

©Ruben Dörfler